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Zahnfleischbluten

Zahnfleischbluten - nicht auf die leichte Schulter nehmen

Dies kann schon ein Zeichen für eine leichte Zahnfleischentzündung sein: Rote Spuren auf dem Obst oder auf der Zahnbürste, wenn Sie  in einen Apfel beißen oder sich die Zähne putzen. . Gleiches gilt bei einem metallischen Geschmacksempfinden im Mund. Eine solche Gingivitis, wie sie medizinisch genannt wird, lässt sich noch durch eine Professionelle Zahnreinigung und eine zusätzlich  zahnärztliche Behandlung beheben. Damit werden Beläge an Stellen entfernt, die der Patient selbst nicht erreicht.

Deutlich schwerer wiegt der Fall, wenn die Ursache für das Zahnfleischbluten bereits eine Parodontitis ist, umgangssprachlich Parodontose. Diese ist nämlich irreversibel und lässt sich allenfalls stabilisieren. Bei Parodontitis (Parodontose) handelt es sich um eine Entzündung des kompletten Zahnhalteapparates und um eine ernste Erkrankung. Eine unbehandelte Parodontitis kann nicht nur zum kompletten Zahnverlust führen, sondern ist ein Risiko für den ganzen Körper. Es gibt einen nachgewiesenen Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Frühgeburten und den Blutzuckerwerten bei Diabetikern.
Zahnfleischbluten ist deshalb ein Warnsignal des Körpers, das Sie nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten. Tritt es innerhalb kurzer Zeit mehrmals auf, sollten Sie unbedingt Ihren Zahnarzt aufsuchen.

Der Aufbau des Zahnfleisches

Unsere Mundhöhle ist vollständig mit Schleimhaut ausgekleidet. Während sie an den Innenseiten der Wangen weich ist, hat sie rund um Zunge und Zähne eine deutlich andere Beschaffenheit. Besonders robust ist das Zahnfleisch (medizinisch Gingiva), das selbst beim Kauen harter Nahrung bei einem gesunden Menschen nicht verletzt wird. Es liegt direkt auf dem Kieferknochen auf und schützt die empfindlichen Zahnhälse, also die Übergänge zwischen Knochen und Zähnen. Gesundes Zahnfleisch liegt so eng an den Zähnen an, dass schädliche Bakterien im Mundraum nur schwer in den Spalt dazwischen (medizinisch Sulkus) eindringen können.

Gründe für Zahnfleischentzündungen

Auch wenn Sie jeden Tag mehrfach die Zähne putzen, werden schwer zugängliche Stellen nicht immer vollständig sauber. Das gilt vor allem für die Zahnzwischenräume Dort können sich schädliche Bakterien festsetzen, vermehren und weiter in die Tiefe eindringen. Gelangen die Mikroorganismen in den Zahnfleischsaum (Sulkus), können sie zu einer Entzündung, der Gingivitis, führen und Zahnfleischbluten hervorrufen. Durch eine intensivierte Mundhygiene und regelmäßige Professionelle Zahnreinigung lässt sich die Gingivitis jedoch heilen.

Geschieht dies nicht, besteht die Gefahr, dass die Gingivitis sich zu einer chronischen Parodontitis (Parodontose) entwickelt. Dabei dehnt sich die Entzündung vom Zahnfleisch auf  den gesamten Zahnhalteapparat aus. Die Folge ist ein fortschreitender Abbau des Kieferknochens, eine Lockerung der Zähne und schließlich deren Verlust. Rauchen oder Krankheiten wie Diabetes mellitus verstärken diese Entwicklung der Parodontitis (Parodontose).

Gefährdungsfaktoren

  • Rauchen
  • Schlechte Zahnpflege
  • Stress
  • Genetische Veranlagung
  • Hormone
  • Grunderkrankungen wie Diabetes oder Immunschwäche
  • Starke Mundtrockenheit
  • Die gängigen Symptome einer Zahnfleischentzündung (Parodontitis / Parodontose) :
  • starke Rötungen
  • Schwellungen
  • Zahnfleischbluten
  • empfindliche Reaktionen auf kalte oder heiße Speisen und Getränke
  • Zahnfleisch-Rückgang
  • Mundgeruch
  • meist unauffällig und schmerzfrei

Weitere, mögliche Gründe für Zahnfleischbluten

Zahnfleischbluten ist aber nicht immer das Ergebnis mangelhafter Mundhygiene und bakterieller Aktivitäten. Auch  Tumorerkrankungen, HIV, Vitamin-C- und Eiweißmangel  oder körperliche Veränderungen können Zahnfleischbluten auslösen. Dazu zählen unter anderem:

  • hormonelle Umstellungen ( etwa bedingt durchSchwangerschaft, Pubertät, Menstruation oder Antibaby-Pille)
  • Fehlernährung, beispielsweise bei Magersucht
  • mechanischer Druck (zum Beispiel von überstehenden Füllungsrändern)

Eine seltene Form der  aggressiven Parodontitis entsteht trotz bester Mundhygiene aufgrund genetischer Vorbelastungen und Kontakt mit ganz speziellen Bakterien. Eine solche Sonderform sollte immer von einem Spezialisten behandelt werden, da normale Behandlungen die Situation sogar noch verschlimmern können.

Mögliche Einwirkungen von Medikamenten auf das Zahnfleisch

Es gibt verschiedene Medikamente, die besonders an den Schneidezähnen Schwellungen und Zahnfleischbluten verursachen können. Dazu zählen:

  • Antiepileptika
  • Immunsuppressiva
  • Blutdrucksenker
  • hormonelle Verhütungsmittel

Zahnfleischbluten ist allgegenwärtig

Die Erfahrung zeigt leider, dass Zahnfleischbluten auf Grund mangelhafter Mundhygiene bei nahezu 100 Prozent aller 35-jährigen Personen vorkommt. Parodontitis, also die schwere Form der Entzündung mit späterem Zahnverlust, hat daran einen Anteil von 20 bis 40 Prozent. Sie ist damit die Nummer 1 unter den Ursachen für einen Zahnverlust ab etwa 40 Jahren.

Wann Sie mit Zahnfleischbluten zum Arzt gehen sollten

Sehr häufig entsteht Zahnfleischbluten aufgrund mangelnder Mundhygiene. Gesundes Zahnfleisch blutet im Normalfall nicht. Sie sollten deshalb zunächst versuchen, Ihre Zähne gründlicher zu säubern. Tritt weiterhin Zahnfleischbluten auf, sprechen Sie Ihren Zahnarzt bei einem nächsten Besuch darauf an oder vereinbaren Sie direkt einen Termin. Meist hilft schon die richtige Reinigungstechnik für Ihre Zähne sowie eine Professionelle Zahnreinigung.

Ein sofortiger Besuch bei Ihrem Zahnarzt ist allerdings zu empfehlen, wenn

  • Zahnfleischbluten stark und regelmäßig auftritt,
  • Schwellungen, Rötungen und sichtbare Veränderungen erscheinen,
  • das Zahnfleisch stark schmerzt,
  • Schmerzen am Zahnfleisch von einem gelben Belag begleitet werden und zusätzlich ein verstärkter Mundgeruch und eine erhöhte Körpertemperatur auftreten,
  • zusätzlich zum Zahnfleischbluten weitere allgemeine Krankheitserscheinungen vorhanden sind.

Die Behandlung einer Parodontitis (Parodontose)

Ihr Zahnarzt ist auf jeden Fall der erste Ansprechpartner, wenn sie unter Zahnfleischbluten leiden.

Sollte Ihr Zahnarzt eine Parodontitis (Parodontose) als Auslöser für das Zahnfleischbluten diagnostizieren, wird er eine sukzessive Behandlung empfehlen. Denn bei dieser Form der Zahnbettentzündung sitzen die auslösenden Bakterien so tief im Zahnfleischsaum, dass sie mit Hilfe herkömmlicher Mundhygiene nicht mehr zu entfernen sind.

Die einzelnen Schritte

  • Vorbehandlungen: Schrittweise Entfernung von Belägen und Zahnstein
  • Reinigung der Zahnfleischtaschen (Kürettage)
  • Laser-Therapie reduziert 99 Prozent der Bakterien, schont das Gewebe und sorgt für schnellere Heilung
  • Optimierung der Zahnpflege zuhause (Zahnzwischenräume!)
  • Aufbaumaßnahmen von Zahnfleisch und Zahnhalteapparat
  • Regelmäßige Kontrolltermine (Recalls)
  • Drei bis viermal jährlich Professionelle Zahnreinigung

Zahnfleischbluten und Parodontitis (Parodontose) vorbeugen

Wenn das Zahnfleischbluten bakteriell bedingt ist und nicht auf anderen Erkrankungen beruht, können Sie selbst auf vielfältige Weise vorbeugen und Probleme vermeiden. Zu den prophylaktischen Maßnahmen gegen Zahnfleischbluten zählen folgende Punkte:

  • Zähne richtig putzen: Wenn Sie Probleme mit dem Zähneputzen haben, kann Ihr Zahnarzt Sie in die richtige Putztechnik einweisen, zum Beispiel in die Bass-Technik, ein spezielles Rüttelverfahren. Diese Vibrationsmethode eignet sich für krankes wie für gesundes Zahnfleisch gleichermaßen. Am besten benutzen Sie eine weiche Zahnbürste, die Ihre Beläge gründlich entfernt, aber trotzdem das Zahnfleisch nicht übermäßig reizt.
  • Reinigung der Zahnzwischenräume: Viele Menschen verzichten auf den Gebrauch von Zahnseide oder Zahnzwischenraum-Bürstchen, meist aus Bequemlichkeit. Sie sind aber die besten Instrumente, umd  die Bereiche zwischen den Zähnen von Zahnbelag zu befreienAuch in diesem Fall kann Ihnen Ihr Zahnarzt die richtige Anwendung demonstrieren.
  • Mundspülungen zur Desinfektion: Mit regelmäßigen Mundspülungen können Sie Ihre tägliche Mundhygiene unterstützen. Entweder Sie nutzen natürliche Mittel wie Salbeitee oder Tinkturen mit Myrrhe oder Sie entscheiden sich für eine Mundspülung mit dem Inhaltsstoff Chlorhexidin, das sich als bewährtes Mittel gegen Keime und Bakterien gezeigt hat.
  • Professionelle Zahnreinigung: Jeder Zahnarzt wird Ihnen empfehlen, zweimal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung in der Praxis durchführen zu lassen. Dabei werden Beläge und Zahnstein auch an schwer zugänglichen Stellen entfernt. Die Zähne werden geglättet, sodass  sich Plaque schlechter anlagern kann.
  • Für Raucher: Es gibt zahlreiche Nachweise dafür, dass Tabakkonsum einer der größten Risikofaktoren für  Zahnfleischbluten ist. Die schädlichen Stoffe im Tabakrauch machen Zähne nicht nur anfälliger für Beläge und Zahnstein, sondern bieten auch ein besseres Umfeld für Bakterien, aus denen sich eine schwere Parodontitis entwickeln kann. Hier hilft nur eins: aufhören.
  • Problem Zucker: Zucker fördert das Gedeihen von Bakterien und Keimen, die für Karies genauso verantwortlich sind wie für Zahnfleischbluten. Vermeiden Sie zuckerhaltige Snacks und greifen Sie lieber auf ein Zahnpflegekaugummi zurück.